Am Umgang mit den Toten erkennt man die Kultur eines Volkes. Viele archäologische Arbeiten wären ohne die Gräber unserer Vorfahren nicht denkbar. In Deutschland gibt es eine reiche Kulturgeschichte unserer Friedhöfe. Ob Besonderheiten auf dem Dorfriedhof oder der eindrucksvolle städtische Parkfriedhof, jeder Einzelne ist Bestandteil 

einer regionalen Gemeinschaft.

 

Inhalt eMail an uns Impressum

Ev.-Luth. Frauenfriedhof Zittau

 

 

Epitaph des Glasermeisters Franz Heintze  aus dem Jahr 1627               zurück
Der Glasermeister Franz Heintze vom Baderberg in Zittau, hat das Wandbild noch zu Lebzeiten bei einem, für uns  unbekannten Künstler in Auftrag gegeben. Es wurde zum Gedenken an seine eigene Person und an die seiner Familie gefertigt. Ursprünglich umgaben rahmende Elemente das Wandbild und in der Kalotte befand sich das Stadtwappen. Wappen und Rahmen wurden bei der großen Baumaßnahme 1897 entfernt und die Nische zugemauert. Erst als im Jahr 1927 eine Orgel an diese Stelle eingebaut werden sollte, entdeckte man die Wandmalerei wieder.
Objektbereich Das Wandbild befindet sich im Südschiff der Kirche „Maria unserer lieben Frauen“
   
 

Bildbeschreibung

 

Die Malerei hat einen gemalten und profilierten kompositorischen Aufbau und teilt sich in verschiedene Bildbereiche auf. Diese Bereiche umfassen Architekturelemente, Personendarstellungen, eine Stadtansicht, die Darstellungen von Gegenständen und Tieren sowie Spruchbänder. Der untere Bereich zeigt eine junge Frau in einem kostbaren Kleid, kniend vor einem Tisch, den Blick nach oben gerichtet. Auf einer roten Tischdecke liegen Handspiegel, Krone, Schwert und ein mit Münzen gefülltes Behältnis. Zwei Pfauen runden das Bild rechts hinter ihr und am Boden vor dem Tisch ab. Den mittleren Teil der darstellenden Szene nimmt eine graugrün gemalte Stadt- und Landschaftsansicht ein. Der Focus richtet sich auf einen runden, von Häuserreihen und Kirche umgebenen Turm.  Dramatik in Form und Farbe bestimmt den oberen Teil der darstellenden Szene. Wolken –übertrieben groß, aufbrausend und in Grauweiß gemalt – ziehen sich von der Stadtlandschaft bis zum profilierten Spruchband. Sie teilen sich und geben den Raum frei für ein gleißend gelbes Licht, vor dem rechts Jesus Christus und links ein herabstürzender Engel erscheinen. Jesus Christus ist einzig bekleidet mit Tüchern um Hüfte und Schultern. In seiner linken Hand hält er eine im Wind wehende Fahne (weißes Kreuz auf rotem Grund). In seiner rechten Hand befindet sich ein rotes Herz, welches drei rote Strahlen zu Krone, Geld und Schwert auf dem Tisch sendet. Die zu Krone und Geld gerichteten Strahlen brechen in der Mitte des Bildes ab. Der durchgehende Strahl zeigt auf das Schwert.

   
Ikonografie

Dem Betrachter werden theologische Lehrinhalte vermittelt. Übergreifendes Thema ist die Hinwendung zu Jesus Christus und damit die durch ihn symbolisierten christlichen Moralvorstellungen und Glaubensinhalte. Dem Betrachter wird vergegenwärtigt, wie er sich im irdischen Leben zu verhalten hat, um seine Erlösung nach dem Tod zu finden. Die Umsetzung erfolgt hier über die Thematisierung des irdischen Besitzes und die Wahrnehmung des eigenen Ichs. Im Zusammenspiel mit Wort und Bild wird der Betrachter aufgefordert, sich und seine Verhaltensweisen zu reflektieren.

Das menschliche Handeln wird mit einer der sieben Todsünden widergespiegelt: dem Hochmut (lat. Superbia), in Gestalt einer jungen Frau. Ihre begleitenden Attribute sind der Pfau mit aufschlagendem Rad, der Handspiegel und der Turm aus der Stadtansicht. Die vor ihr auf dem Tisch liegende Krone und das Geld symbolisieren Reichtum und königliche Macht.

Das Schwert steht für das Wort Gottes. Die von Jesus Christus ausgesendeten Blutstrahlen zeigen auf diese Gegenstände, wobei die Strahlen zu Geld und Krone in der Mitte des Bildes abbrechen. 

Zusammenfassend könnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass Superbia von Jesus Christus die Entscheidung oder den Rat erhält, ihm und seiner Verkündigung zu folgen, sich für den „christlichen Weg“ zu entscheiden und sich damit von irdischen Gütern, königlicher Macht, Stolz und Hochmut abzuwenden.

zurück